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Was sagst Du, ist das der Tod von ITIL?

Totgesagte leben länger? Wir werden sehen ;-) Heute greife ich eine ganz aktuelle Entwicklung auf und stelle die Frage, was das für ITIL bedeutet. Gleichzeitig erzähle ich Dir, was sich in den letzten 9 Jahren verändert hat und was aus meiner Sicht wichtige Handlungsfelder sind.


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Hätte ich in meinem Netzwerk nicht ein paar Service-Management-Kollegen aus dem englischen Sprachraum, wäre die Neuigkeit an mir vorbeigegangen: Am Montag, den 21. Juni 2021 hat PeopleCert bekannt gegeben, dass das Unternehmen AXELOS kaufen wird.

Falls Du Dich fragst, worum es gerade geht: AXELOS ist der Eigner von ITIL, Prince2 und anderen sogenannten Best Practices. AXELOS ist das Public-Private-Partnership, welches seit 1. Juli 2013 die Rechte an den Best-Management-Practices hält. Es gehörte zu 49% dem Cabinet Office im Vereinigten Königreich und zu 51% Capita.

Das Cabinet Office würde ich mit dem deutschen Kanzleramt vergleichen und Capita ist ein Finanzinvestor, der unter anderem mit der Monetarisierung von vormals staatseigenen Assets sein Geld verdient. ITIL geht zurück auf zwei englische Behörden, die den Leitfaden seit dem Jahr 2000 entwickeln und verantworten.

Seit Januar 2018 ist Peoplecert als Examination Institute (EI) im Auftrag von AXELOS für die Organisation und Durchführung der Zertifikatsprüfungen und die Koordination der Accredited Training Organizations (ATOs) zuständig. Es ist seit diesem Zeitpunkt das einzige Examination Institiute für das Portfolio van AXELOS.

Dieser Vorgang sorgt nun anscheinend für ziemliche Aufregung in der ITSM-Bubble. Der Deal hat einen Wert von 380 Millionen Pfund. Ein Betrag, der natürlich über die Lizenzgebühren für die Schulungsanbieter, die Zertifizierungskosten und Veröffentlichungen irgendwie wieder hereinkommen muss. Ein aus meiner Sicht sehr stattlicher Betrag.

Aber was ist mit dem Inhalt? ITIL hat über die vielen Jahre die Art und Weise, wie wir Services in der IT erbringen wesentlich geprägt. Wo wir ohne ITIL wären, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sähe die Welt der IT anders aus.

Schauen wir jedoch in die nähere Vergangenheit, dann haben wir gesehen, dass nach dem ITIL Refresh 2011 lange Zeit nichts kam. Wir haben gesehen, dass die ITIL Version 4 nicht viel mehr ist als das Aufgreifen und irgendwie miteinander verbinden der vielen Entwicklungen, die die IT seit 2011 verändert haben.

Es hat 6 Jahre gedauert, bis AXELOS mal wieder begonnen hat, an dem Framework zu arbeiten. Wahrscheinlich musste in den sechs Jahren der Kaufpreis erst mal wieder eingespielt werden.

Was macht PeopleCert jetzt mit den Assets? Die Frage ist interessant, weil die Vermischung von Urheberschaft und Zertifizierung sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann.

Ich bin der Meinung, dass es die erste und wichtigste Aufgabe von PeopleCert ist, daran zu arbeiten, dass das Produkt ITIL wieder an Relevanz gewinnt und nicht weiter in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Wie komme ich dazu?

Naja, schau Dich mal um: Seit 2011 ist so einiges in unserer Service-Management-Welt aufgetaucht: Scrum, Kanban, Agilität, DevOps, VeriSM oder Business Agility, um nur einige Bespiele zu nennen.

Immer mehr Organisationen beginnen auch zu verstehen, dass die Inside-Out-Orientierung überhaupt nicht sinnvoll ist. Sprich die Konzentration auf die internen IT-Prozesse, die Konzentration das eigene Spielfeld sauber zu halten und dem Business klar zu machen, was es tun muss, damit IT funktioniert, sind immer mehr Auslaufmodelle.

Glücklicherweise verstehen immer mehr Menschen wie Du, dass der Kunde und die Services im Mittelpunkt des Handelns stehen. IT dreht sich nicht um sich selbst, IT dreht sich um das eigene Unternehmen und im besten Fall um die Kunden Deines Unternehmens. Outside-In nennt mensch das.

Und plötzlich werden ganz andere Fragen relevant. Das habe ich diese Woche in der Schulung oder besser dem Workshop zu agilem Service-Management (Übersicht und Whitepaper) wieder erlebt. Die Themen, die die Menschen wirklich bewegen und durch die sie schnelle Erfolge und eine nachhaltige Verbesserung sehen, sind:

  • Value-Stream-Management um damit die Abläufe auf den Kunden auszurichten, zu optimieren und schneller, günstiger sowie zuverlässiger zu werden.
  • Weniger Aufwand in die Prozesse zu investieren, sondern Selbstorganisation und Selbstverantwortung durch Leitplanken und Mindestanforderungen zu ermöglichen.
  • Teams aufzubauen, die wendig und anpassungsfähig sind, um mit den ganzen Veränderungen schritthalten zu können.

Und genau dabei passiert es eben, dass Frameworks und Best Practices plötzlich das werden, was sie schon immer waren: Werkzeuge, die wir dann einsetzen, wenn es ein Problem gibt, welches damit gelöst werden kann.

ITIL ist immer noch nützlich und schon lange nicht mehr ausreichend, um Unternehmen durch die Digitalisierung und die sich verändernde Welt zu steuern. Zertifizierungen werden dabei wohl immer mehr an Relevanz verlieren.

Es zählt das, was für Dein Unternehmen am Jahresende rauskommt. Damit meine ich auch den Gewinn und ich meine auch den Aufwand, mit dem der Gewinn erzeugt wurde. Du brauchst doch bloß mal den Teppich bei Dir im Büro anheben und du siehst ganz viele unnötige Schnittstellen, schlechte Abläufe und doppelte Arbeit. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen investieren viel Kraft und Zeit in das Umgehen von Prozessen, damit überhaupt etwas vorwärts geht.

Wenn Du diese Situation verändern möchtest, dann lass uns beide schauen, welche Probleme dahinter stecken und welches dafür das passende Werkzeug ist. Geh dazu einfach auf https://termin.different-thinking.de/ und suche Dir dort einen passenden Zeitslot aus. Im kostenfreien Erstgespräch sprechen wir bis zu 1 Stunde über Deine Herausforderungen, echtes Service-Management in Deinem Unternehmen zu etablieren. Du bekommst direkt umsetzbare und angepasste Ideen, um Dein Service-Management nachhaltig zu verbessern.

Denn genau darum geht es: Jeden Tag ein wenig besser werden. Es bleibt spannend, welche Rolle ITIL dabei zukünftig spielen wird.

Robert Sieber
 

Robert Sieber ist Ex-CIO, Podcaster und Servicenerd. Seine Vision ist eine interne IT, die sich genauso einfach buchen, nutzen und bezahlen lässt, wie die Fahrt mit dem Taxi. Als Berater und Coach packt er ganz praktisch und pragmatisch bei seinen Kunden an, um echte Serviceorientierung zu dauerhaft zu etablieren. Robert Sieber vertritt einen pragmatischen und geschäftsfokussierten Weg für Service-Management. Als Berater sind für ihn gesunder Menschenverstand und offene Kommunikation wichtiger als Frameworks und Best Practices.

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