Wann genau Du Beratern vertrauen musst.
Es wird viel zu viel Verantwortung an externe Berater ausgelagert. Wir haben in den Unternehmen viel zu großen Einfluss. Die Ergebnisse sind leider meist nur sehr mittelmäßig - wenn überhaupt. Klar, es geht voran und das wird von den Unternehmen als Erfolg verzeichnet. Bewegung allein ist kein Fortschritt. Allerdings gibt es eine Situation, in der darfst Du Dich auf einen Berater verlassen. Genau über diese möchte ich heute mit Dir sprechen.
Ich habe heute einen kurzen Impuls für Dich. Ausgelöst durch Erlebnisse in den letzten Wochen bei zwei Kunden, möchte ich mit Dir darüber sprechen, wann Du einem Berater auf jeden Fall folgen solltest und wann nicht. Folgen bitte im Sinne von: den vorgeschlagenen Weg einschlagen.
Du kennst meine Abneigung gegen Schlangenölverkäufer und Best Practicers. Also Berater, die Dir sagen, was Du genau machen musst. Die Betonung liegt hier auf dem was. Ich warne vor Beratern, die einen Blueprint mitbringen, den sie schon bei x anderen Organisationen implementiert haben. Sowieso warne ich vor denen, die irgendwas bei Dir implementieren wollen. Eine Software kann man implementieren. Service-Management oder agile Arbeitsweisen nicht.
So einfach ist es leider nicht
Klar, für Dich als Auftraggeber ist es wirklich einfach, wenn da einer kommt und schon jeden Schritt und jedes Detail fertig hat. Der bereitwillig auf die Fragen „wie machen das andere“ antwortet und Du das bloß noch genauso machen musst. Das kann funktionieren. Es wird auch vielfach so aussehen, dass es funktioniert. Es wird allerdings nie so gut funktionieren, als wenn Du nicht den leichten Weg gegangen wärest.
Bitte verstehe mich richtig – das ist weder ein Vorwurf an die Auftraggeber noch die Berater. Es ist eine Beobachtung, die ich die letzten Wochen machen durfte. Kommen wir mal zum konkreten Fall: Den ersten Kontakt mit Configuration-Management und der CMDB hatte ich vor mehr als 10 Jahren. Seitdem habe ich viele Ergebnisse der Einführungsprojekte gesehen. Mal richtig wirksam, mal eine Datenmüllhalde aus dem letzten Jahrzehnt.
Von Beginn an
In welche Richtung das bei Dir läuft, beeinflusst Du ganz am Anfang des Vorhabens. Genau das habe ich die letzten Wochen zweimal ganz unterschiedlich erleben dürfen. In den Jahren habe ich eine Vorgehensweise entwickelt, mit der ich selbst für mich schon zweimal erfolgreich eine CMDB aufgebaut und langfristig am Leben erhalten habe. Mit dem gleichen Rahmen starte ich am Anfang bei allen meinen Kunden.
Dieser Rahmen bestimmt das Wie. Also auf welchem Weg kommen wir zu dem Was. Konkret heißt das bei der CMDB wir klären, wozu eine CMDB in Zukunft eingesetzt werden soll und wie kommen wir zur ersten Version des Metamodells.
Wir klären ganz am Anfang die Fragen:
- Wozu brauchen wir eine CMDB?
- Welchen konkreten Nutzen soll sie uns bringen?
- Wie ganz konkret werden wir sie einsetzen?
Das Vorgehen zum Aufbaue einer CMDB basiert auf meinen 19 Fragen zur CMDB und ist sehr niederschwellig. Die kannst Du Dir hier direkt herunterladen:
Einmal rechts rum
Das Ergebnis ist in der Regel recht schnell da und kann umgesetzt werden. So geschehen in einer der beiden Kundensituationen: Die Mitarbeitenden des Kunden haben im Vorfeld des Workshops ihre Hausaufgaben erledigt, ich hatte sie ausgewertet und auf Basis dessen das Metamodell entwickelt. Im Workshop sind wir das durchgegangen, haben offene Punkte und Fragen beantwortet. Den Großteil des Workshops haben wir dann dazu genutzt, um über Datenquellen, Datenintegration, Pflege und die konkreten Umsetzungsschritte zu sprechen. Nach drei Stunden waren wir durch.
Damit war die Grundlage gelegt. Jeder hatte eine konkrete Vorstellung, welchen Nutzen ich ihm eine CMDB bringt und warum es notwendig ist, dass alle Beteiligten kontinuierlich ihren Beitrag leisten.
Der Kunde ist sofort in die Umsetzung gegangen und ist auf dem Weg sehr erfolgreich.
Einmal links rum
Bei einem anderen Kunden ist es anders gelaufen. Wir haben das gleiche Vorgehen besprochen. Ja, es fällt aus der üblichen Vorgehensweise heraus und ist vielleicht für einige der ITler ungewohnt. Aber genau deswegen gehe ich so vor.
Es gab Gegenwind aus der Organisation, also haben wir über das Vorgehen diskutiert. Mir ist es dabei wohl nicht gelungen, klarzumachen, warum es sich lohnt, genauso vorzugehen. Ergebnis war, dass ich zur Vorbereitung ganz viele Excellisten bekommen habe, mit jeder Menge Datenfeldern, die in die CMDB müssen.
Im Workshop haben wir dann viel über das Modell und den Sinn oder Unsinn einzelner Daten diskutiert. Als wir über die Umsetzungsschritte sprachen, kam als einer der ersten Punkte: Wir müssen klären, wofür wir die CMDB brauchen. Damit wir den Aufwand rechtfertigen und die Leute mitnehmen können.
Ich habe mich bemüht, meinen Gesichtsausdruck nicht zu verändern und konnte dem Impuls „Ja und genau deswegen hatte ich die Hausaufgaben so formuliert, wie ich sie formuliert hatte. Die Aufgabe war nicht ein wünsche Dir alles an Daten in der CMDB, die Du schon immer haben wolltest. Nein, die war anders.“ widerstehen. Insbesondere deswegen, weil das nicht meine Art ist. Die Situation ist so, wie sie ist und wir dürfen damit umgehen.
Vertrauen in den Weg
Genau jetzt bin ich an dem Punkt: Vertraue Deinen Beratern – egal ob intern oder extern – wenn sie Dir ein Vorgehen als das „Wie“ vorschlagen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ich denke, dass sollte einen Berater auszeichnen. Er kennt Mittel und Wege, um das vom Kunden gewünschte Ziel zu erreichen. Da musst Du Deinem Berater vertrauen.
Mündige, mitdenkende und hinterfragende Kunden sind ein Baustein für den Erfolg eines Beratungsmandates. Wenn wir davon ausgehen, dass jede Organisation implizit schon einen großen Teil der Lösung weiß, dies nur nicht so artikuliert bekommt, dass es in die Umsetzung kommen kann, dann brauchen wir Berater vor allen für den Weg. Wie kommen wir zum Ergebnis. Wie komme ich zu dem Was. Interne Widerstände können ein Zeichen sein, dass das vorgeschlagene Vorgehen genau richtig ist.