Wie gelingt die Pflege der CMDB?
Der nächste, gerade angesprochene, Stolperstein ist die Datenpflege und damit die Aktualität der Daten. Selbst wenn es ein schlankes Modell gibt, müssen die Attribute gepflegt werden. Sonst hast Du keine Vorteile. Der Nutzer soll darauf vertrauen können, dass die Daten aktuell und richtig sind. Ansonsten kann ich mich auf die Antwort auf meine Frage nicht verlassen.
Eine essenzielle Frage dabei: Werden die Daten, die ich brauche, schon irgendwo anders gepflegt oder automatisiert erhoben?
In der Frageliste (19 Fragen) findest Du auch dazu passende Vorschläge, wie Du genau herausbekommst, die führende Datenquelle liegt. Du kannst Dir die Liste kostenfrei herunterladen:
Ohne aktuelle Daten wird die CMDB keinen Nutzen stiften. Dieses Schicksal hat in der Vergangenheit ganz viele Konfigurationsdatenbanken ereilt. Viel zu ambitioniert gestartet, viel zu viele Daten und keiner, der diese verwalten möchte.
Wenn die Daten niemand pflegt, sind sie veraltet. Wer feststellt, dass die Daten der CMDB veraltet sind, der hat gar keine Lust, die Daten selbst zu pflegen - ein Teufelskreis.
Das ist gefühlt in jedem Projekt der Knackpunkt: Es wird mit viel Aufwand, Kosten und externen Beratern eine Configuration-Management-Database geboren und nach Abschluss des Projektes, ist es im Prinzip wie vorher. Es hat sich nichts geändert, die Daten veralten mit jedem Tag und kaum einer pflegt sie. Die Ursachen sind vielfältig. Die Grundlage für das Problem wird schon ganz am Anfang des Projektes gelegt.
Zusätzlich erlaubt Dir eine CMDB auf ältere Versionen einer Konfiguration des bspw. Servers zuzugreifen. Du kannst nachvollziehen, welches Betriebssystem letztes Jahr auf dem Server installiert war. Dieses Versionsmanagement ist ein gutes Werkzeug, um beispielsweise ungenehmigte Changes zu ermitteln. Damit kannst Du den Einsatz des Konfigurationsmanagements ausweiten. Das bedeutet für Dich noch mehr abgedeckte Anforderungen und somit noch mehr motivierte Menschen für die Verbesserung der Datenbasis.
Folgende Schwerpunkte sehe ich:
- Jeder muss den Sinn erkennen und persönlichen Nutzen erleben können.
- Was steht drin und wie kommt es rein? - KISS - Keep ist stupid simple.
- Integration in die ITSM-Prozesse und –Werkzeuge. Eine nicht integrierte Dateninsel, wird keinen Nutzen bringen.
- Konsequenz auf der Leitungsebene oder wie wichtig ist es wirklich. Wenn Du als IT-Leiter möchtest, dass die Informationen aktuell sind, musst Du bereit sein, dafür zu kämpfen.
Es gibt verschiedene Strategien, um die Aktualität der CMDB sicherzustellen. Diese stelle ich Dir im Folgenden vor. Du kannst Dir meine Vorschläge anhören oder direkt weiter lesen.
Wer ist für die CMDB-Pflege verantwortlich?
Die Frage, warum ich die CMDB pflegen soll, die stellst Du Dir und die stellt sich jeder Deiner Kollegen.
Bewusst oder unbewusst.
Und wie sieht es mit der Deiner Motivation und der Motivation Deiner Kollegen aus?
Du triffst jeden Tag viele Entscheidungen für und noch viel mehr gegen bestimmte Tätigkeiten. Du priorisierst Deine Aufgaben. Auch das passiert bewusst, aber auch unbewusst. Ganz intuitiv erledigst Du erst die Aufgaben, mit denen Du Schmerzen vermeidest – zum Beispiel, um eine Frist einzuhalten – oder die, die für Dich in Zukunft eine Arbeitserleichterung darstellen oder gleich einen Erfolg versprechen.
Und genau das ist der Punkt: Welche Arbeitserleichterung hat der einzelne Mitarbeiter? Was ist der Nutzen für ihn ganz persönlich?
Das ist sicherlich ein ganz schwieriger Punkt. Es ist in wenigen Fällen möglich, das wirklich jeder Mitarbeiter seine eigenen Anforderungen umsetzen kann. Es darf Dein Ziel sein, dass jeder Mitarbeiter einen persönlichen Vorteil aus dem Zugriff auf die CMDB erreichen kann. Denn diese Zielstellung leitet Dich bei der Konzeption, dem Aufbau und verhindert Schlimmeres. Jeder darf Verantwortung für die Qualität übernehmen.
Was verstehe ich jetzt unter persönlichem Nutzen einer CMDB? Dazu ein paar Beispiele aus meiner Vergangenheit:
1. Beispiel: Bereitschaft
Das Thema Bereitschaft ist häufig ein großer Treiber. Stelle Dir vor Du bist verantwortlich für die Server und wenn Du Bereitschaft hast, musst Du Dich auch um Probleme im Bereich Storage, Netzwerk und Virtualisierung kümmern. Bereiche, in denen Du technisch zwar halbwegs fit bist, aber die konkreten Ausprägungen in der Firma nicht kennst. Wozu auch.
Im Bereitschaftsfall ist es für Dich aber essenziell an die notwendigen Informationen heranzukommen. Beispielsweise den Wartungsvertrag, die Nummer des Servicevertrages oder die IP des Clusterpartners zu kennen.
Wenn das Notwendige in der CMDB steht, dann findest Du es einfach. Und wenn Du Dich darauf verlassen kannst, dass es aktuell ist, dann macht es Dir das Leben leichter. Und: Der Fachadministrator muss nicht erst zusätzlich geweckt werden. Genügend Vorteile?
2. Beispiel: Change-Management
In vielen IT-Organisationen ist es inzwischen so, dass größere Ausfälle im normalen Betrieb selten passieren. Allerdings kommt es nach Änderungen häufig zu Problemen. Du kennst die Herausforderung, alle Abhängigkeiten zu erkunden, die potenziell zu einem Problem werden. Da hier häufig aktuelle Informationen fehlen, kommt es dazu, dass nicht mit allen Beteiligten der Change abgestimmt werden kann und letztlich Probleme entstehen. Das macht zusätzliche Arbeit, Ärger und im schlimmsten Fall muss der Change zurückgebaut werden.
Gleiche Thematik hast Du übrigens auch beim Incident-Management. Wenn Du die Ursache und Auswirkung einer Störung zügig analysieren kannst, kann die Behebung viel schneller starten. Das funktioniert aber nur, wenn die Abhängigkeiten aktuell gepflegt sind.
Auch hier gilt: Eine aktuelle Datenbasis macht Dein Leben und das Deiner Kollegen viel leichter.
3. Beispiel: Arbeit vermeiden
Als letztes Beispiel noch die Vermeidung von doppelter oder dreifacher Arbeit. Wenn Du Dir mal Risiko- und Sicherheitsmanagement, Servicekatalog oder Business Continuity anschaust, dann kommst Du immer wieder bei den gleichen Strukturen an. Und vor allem bei den gleichen Elementen, die die Struktur bilden.
Also warum nicht an einer Stelle die notwendigen Informationen verwalten und dafür andere Werkzeuge abschaffen und die entsprechenden Prozesse auf die CMDB aufsetzen.
Das waren drei Beispiele für Deinen persönlichen Nutzen.
Es ist aber auch wichtig, dass jeder Mitarbeiter in der IT den übergeordneten Sinn versteht. Denn, wie schon erwähnt, wirst Du schwerlich für jeden Einzelnen den Sinn herausarbeiten können.
Es muss klar und deutlich sein, warum braucht Deine Organisation die CMDB. Was soll durch den Einsatz besser werden. Welche anderen Tätigkeiten werden dadurch leichter oder fallen weg. Wie merkt der einzelne Mitarbeiter, dass das Ziel erreicht wurde? Also was ist anderes, wenn die Informationen und Beziehungen aktuell gepflegt sind?
Soll heißen: Es bedarf einer Vision, einer Strategie und eines Planes. Alle drei darfst Du immer und immer wieder verkünden. Wenn Du die Befürchtung hast, dass Du es viel zu häufig erzählst, dann verdopple Deine Anstrengungen. Gerade die Vision ist wichtig.
Automatisierte Pflege der CIs
Egal wie viele oder wie wenig Attribute ein Objekt hat, es wird immer dringendere Aufgabe geben, als diese zu pflegen. Natürlich hilft es da, den Sinn und Nutzen verstanden zu haben, aber ist das genug Motivation?
Da bin ich mir unsicher.
Deswegen bin ich ein Freund der automatischen Verwaltung möglichst vieler Attribute.
Eine Discovery-Engine kann da ziemlich nützlich sein. Diese erfasst zumindest die „elektrisch“ auslesbaren Daten. Häufig ist das aber zu wenig. Wer pflegt die Servicevertragsnummer und das Ablaufdatum? Ich habe aktuell ein Projekt, da soll erfasst werden, wer der Warenempfänger war und wie die BANF-Nummer (Bedarfsanforderung) ist. Das erkennt kein Scanner.
Die gute Nachricht ist, dass die Informationen aber schon in Deinem Unternehmen vorhanden und gespeichert sind. Es gibt so viele potenzielle Datentöpfe, die Dich bei der Pflege unterstützen können. Ich danke da an beispielsweise das SAP oder andere Materialwirtschaftssysteme oder an die Verwaltungswerkzeuge der Hard- und Softwarehersteller.
Das kann dann wie folgt aussehen:
Der HP Insight Manager kann Dir genau sagen, welcher Server welche Seriennummer und welchen Servicevertrag hat. Informationen zum installierten Betriebssystem und Software liefert die Inventarisierungssoftware oder Discoverylösung. Telefonnummer und eMail Adresse der Mitarbeiter findest Du im LDAP, Active Directory oder Telefonbuch Deines Unternehmens.
Alles Datenquellen, die Du für die Verwaltung der CMDB nutzen darfst. Automatisierung bedeutet weniger Aufwand und vor allem aktuelle Informationen. Die Partizipation an bestehenden Pflegeprozessen ist essenziell!
Deswegen ist der zweite Schritt im Konzept die Identifikation der notwendigen Informationen (CI-Attribute) und ihrer Quellen. Diese Erfassung ist die Grundlage für eine Datenintegration und einen regelmäßigen Abgleich der Informationsquellen.
Die Integration der vielen vorhandenen Datenquellen in der IT und im Unternehmen ist ein Schlüssel zur Aktualität.
Du bedienst Dich über Konnektoren Deiner CMDB-Software oder eine EAI-Lösung (Enterprise Applikation Integration) an den vorhandenen Datentöpfen. Du importierst die Informationen aus System A – zum Beispiels SAP. Änderungen in der Quelle werden bemerkt und führen zu einer automatischen Änderung. Wie von Zauberhand ist Dein Konfigurationsmanagement-System sofort wieder aktuell.
Du partizipierst hier nicht nur an den vorhandenen Informationen über die Assets, sondern auch an einem etablierten Pflegeprozess. Doppelte Pflege entfällt und die Fehleranfälligkeit sinkt. Damit steigt die Akzeptanz. Auf diese Art und Weise kannst Du viel manuellen Aufwand in der Verwaltung sparen, für bessere Datenqualität und eine höhere Akzeptanz der Configuration-Management-Database sorgen.
Überlege mal, welche potenziellen Quellen ist bei Dir im Unternehmen gibt. Oder andersrum, überlege welche Attribute Du gern automatisiert gepflegt haben möchtest, und such Dir dann die führende Quelle.
Noch ein kleiner Tipp: Ich binde in fast jedem Projekt das Directory-System an. Dort holen wir beispielsweise die eMail-Adresse, Telefonnummer und Abteilungszugehörigkeit raus. Allein das spart schon und sorgt für Akzeptanz.
Damit vermeidest Du unnötigen Pflegeaufwand und die Aktualität ist gewährleistet. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Fragen tatsächlich beantwortet werden können. Mit einer manuellen Datenpflege wäre der Einsatz einer CMDB in den meisten Fällen wirtschaftlich sinnlos.
Ich bin an diesem Punkt ein ganz klarer Freund von so viel Automatisierung wie möglich. Natürlich unter Beachtung, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist. Gerade, wenn es unwirtschaftlich ist, bekommt eine weitere Frage Relevanz: Kann das bisherige System abgelöst und der existente Pflegeprozess auf die CMDB verlagert werden? Oder kann das bisherige System die Daten aus der Konfigurationsmanagement-Datenbank beziehen? Es kann nur eine Mutter der Daten geben!
Automatische Pflege über ITSM-Prozesse
Wenn wir etwas im IT-Service-Management haben, dann sind es Prozesse. Unter ihnen einige, die uns in Sachen Aktualisierung der CIs sehr nützlich werden können.
Die Verknüpfung von Vorgängen mit CIs ist eine grundlegende Anforderung an die Integration zwischen Konfigurationsdatenbank und Ticketsystem. Es hört nicht bei den Objekten und Attributen auf, sondern geht mit den Prozessen im Unternehmen weiter. Je mehr Abläufe von den Informationen der CMDB profitieren, desto mehr Menschen haben Interesse an der Aktualität. Was wiederum einen direkten Einfluss auf die tatsächliche Aktualität und die Betriebskosten hat.
In den Abläufen und Vorgängen des Service-Managements selbst entstehen viele Daten, die Du (möglichst automatisch) zur Pflege verwenden kannst. Zieht beispielsweise ein Server von einem Rack ins nächste, dann ist das ein Attribut, welches gepflegt werden darf. Wenn Deine CMDB und Dein ITSM-Tool so miteinander verwoben sind, dass nach Abschluss des Post Implementation Review (PIR) im Change-Management das neue Rack automatisch übernommen wird, dann ist das echt hilfreich. Selbst wenn es jemand manuell macht, steigert es die Datenqualität. Change-Management und Service-Request-Fulfillment sind zwei wundervolle Prozesse, wenn es um das Aktualisieren der CMDBs geht.
Viele Prozesse verarbeiten Daten aus der CMDB. Im Umkehrschluss können diese Informationen durch diese auch gepflegt werden. Idealerweise automatisch.
Mithilfe von Service-Requests werden Services bestellt, gekündigt und Parameter des Service verändert. Nimm nur mal die IMAC - alles Service-Request. Dabei geht es um alle Abläufe rund um den Client. IMAC steht für "Install, Move, Add, Change". Dahinter verbergen sich dann die konkreten Abläufe des Client-Managements. Wenn der Nutzer beispielsweise eine neue Software bestellt (Add), dann wird diese installiert. Genau diese Information brauchst Du wahrscheinlich in Deiner CMDB. Dann lass sie doch einfach im Request-Fulfillment-Workflow automatisch pflegen.
Hinter den meisten Service-Request verbergen sich Workflows, die sich immer auf ein ganz konkretes Objekt beziehen. Teil dieser Workflows darf die automatische Pflege der veränderten Informationen sein. In der Regel kannst Du das mit wenig Aufwand in die bestehenden Workflows integrieren.